Ambiente-Beleuchtung

Habt ihr auch schon mal bei Freunden oder im Geschäft einen Ambilight-Fernseher von Philips gesehen und euch gedacht: „Das brauch ich auch!“? Ja, ich auch. Und das, obwohl ich bereits einen Philips-Fernseher mit Ambilight besitze, allerdings ein Modell von 2011 und mit 42″ fühlt sich mein iPad größer an.
Da mein Fernseher im Wohnzimmer relativ neu ist und aus diversen Gründen für mich aber auch kein Philips-Fernseher in Frage kam, hab ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, irgendwie ein ähnliches Erlebnis wie Ambilight nachzurüsten.
Angefangen mit einer USB-Box (setzt ein Linux- oder Windows-Zuspielgerät voraus) über eine selbstgebastelte Lösung auf Raspberry-Basis (die mehr schlecht als recht lief), kamen erfreulicherweise in letzter Zeit immer mehr Angebote in dem Bereich auf den Markt, die sich im Groben in 2 Gruppen aufteilen lassen: Kamera oder Sync Box.
Die erste Möglichkeit beschreibt die unfassbar unschöne Lösung, eine Kamera zentral auf eurem Fernseher zu platzieren, die kontinuierlich euren Bildschirm filmt. Dies wird dann ausgewertet und entsprechend an die LED-Streifen hinter eurem Fernseher weitergegeben. Wer nichts gegen einen Einhorn-Fernseher hat ist hiermit gut beraten. Auch stellt dies die günstigste Möglichkeit der hier verglichenen Produkte dar.
Die andere Möglichkeit wäre, das „offizielle“ Ambilight nachzurüsten, indem ihr euch die Philips Hue Sync Box und passende Leuchtmittel kauft. Aufgrund des hohen Preises für die Sync Box sind viele, inklusive mir, zunächst abgeschreckt. Zusätzlich müsst ihr nämlich noch eine Hue Bridge und passende Leuchtmittel dazu kaufen.
Alles in allem: sehr teuer. Und sehr enttäuschend, dass es keine Alternative gibt.. naja, bis jetzt..
LightMi heißt jetzt Lytmi
Lytmi (ehemals LightMi) heißt diese Alternative. Die Lytmi Neo Sync Box ist eine ähnlich gestaltete Box wie die Hue Sync Box. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier die Leuchtmittel nicht via Bridge angesprochen werden, sondern direkt über USB.
Ihr erhaltet eine Box inklusive zweier LED-Stripes und etwas Zubehör. Das Zubehör besteht aus vier selbstklebenden Eckpunkten für die LED Stripes und einem HDMI-Kabel. Und das für aktuell knapp 100€. Im Vergleich also um einiges günstiger als die Hue-Lösung.
Anbringung
Die Anbringung gestaltet sich je nach Gegebenheiten sehr einfach oder ein wenig kompliziert. Steht euer Fernseher frei auf einem Schrank oder ähnlichem sollte der Aufbau in wenigen Minuten erledigt sein. Ihr habt eine in alle Richtungen frei schwenkbare Fernsehhalterung? Auch dann sollte der Aufbau schnell von der Hand gehen. Habt ihr eine motorisierte Halterung, die nur in eine Richtung schwenkt (wie ich), braucht ihr etwas mehr Zeit. Auch macht ein von hinten gekrümmter Fernseher das Anbringen nicht einfacher.. Das Wichtigste ist nämlich, dass die Stripes vernünftig und gerade angebracht werden. Wie ihr im Bild seht, hab ich aufgrund der Krümmung der Rückseite meines Fernsehers dies nicht ganz hinbekommen 😀
Habt ihr die beiden Stripes ordentlich(er) verklebt (als ich), müsst ihr nur noch die USB-Kabel und das HDMI-Kabel verbinden.

Inbetriebnahme
Ladet euch hierzu zunächst die offizielle Light Mi App (ja, Achtung, die heißt nocht Light Mi) aus dem AppStore/Play Store herunter. Danach müsst ihr euch ein Lytmi-Konto anlegen. Alternativ geht die Inbetriebnahme auch mit der Tuya App.
Falls noch nicht geschehen, schließt das Stromkabel für die Box an und setzt euch mit eurem Handy in die Nähe der Box. Sollte die App euch die Box nicht direkt anzeigen, klickt oben rechts auf das + und wählt dann oben Add Auto.
Sobald die Box gefunden wurde, werdet ihr durch einen Setup geleitet. Hier müsst ihr eigentlich nur angeben, wie ihr eure Stripes angebracht habt. Wählt auf der Hauptseite die Option „Screen“ und schon sollten die Stripes loslegen, euren Bildschirm farblich zu spiegeln.

Pro/Contra
Ich werde hier kurz auf die Vor- und Nachteile der hier genannten drei Systeme eingehen
Philips Hue Sync Box:
⭐️ 4x HDMI 2.0b Anschlüsse
⭐️ HDCP 2.2, HDR10, CEC, 4K@60Hz
⭐️ Infrarot-Empfänger um zwischen den HDMI-Geräten zu wechseln
⭐️ Größe des Fernsehers variabel
⭐️ Sprachsteuerung (z.B. Alexa)
⭐️ Erweiterung durch zusätzliche Leuchtmittel
⭕️ je nach Leuchtmittel ist die Farbwiedergabe eingeschränkt (gleichzeitige Wiedergabe von verschiedenen Farben)
❌ vergleichsweise sehr teuer
❌ ggf. treten leichte Verzögerungen auf (TV -> Sync Box -> Bridge -> Leuchtmittel)
❌ nur Inhalte via HDMI (keine Unterstützung für Build-In SmartTV-Apps oder direkten TV-Empfang über den Fernseher)
Govee Immersion Hintergrundbeleuchtung:
⭐️ günstig
⭐️ jede Quelle kann wiedergegeben werden (auch direkter TV-Empfang und Build-In Apps)
⭐️ jede LED wird einzeln angesteuert, direkte Farbwiedergabe passend zum Bild
⭐️ kein Umweg über Bridge nötig
⭐️ Sprachsteuerung (z.B. Alexa)
❌ Optisch (für mich) nicht ansprechend
❌ (aufwendige/mehrfache) Kalibrierung der Kamera notwendig
❌ Farben werden nicht immer korrekt dargestellt (Reflektionen beeinflussen die Darstellung)
❌ es soll Probleme bei Curved-TVs geben (korrekte Farbdarstellung durch Krümmung, etc.)
❌ nur für 55″-65″ erhältlich
❌‼️ man hat eine Kamera über dem Fernseher hängen
Lytmi Neo Sync Box:
⭐️ günstig
⭐️ schnelle Wiedergabe durch direkten Anschluss der Leuchtmittel (kein Umweg über Bridge)
⭐️ jede LED wird einzeln angesteuert, direkte Farbwiedergabe passend zum Bild
⭐️ in mehreren Größen erhältlich (<65″ bis maximal 120″)
⭐️ Sprachsteuerung (z.B. Alexa)
❌ nur 1x HDMI 1.4
❌ deshalb nur maximal 4K@30Hz, kein CEC
❌ wie bei der Philips Hue Sync Box nur Inhalte via HDMI
Fazit
Alle Produkte halten was sie versprechen, die einen mehr, die anderen weniger. Aber bei allen erhält man einen beeidruckenden Effekt bei Fernsehen, Spielen, Filme gucken.
Govee Immersion 🥉
Persönlich kommt für mich das Govee Immersion schon alleine aus optischen Gründen nicht in Frage. Meiner Meinung nach sieht eine Kamera oberhalb des Fernsehers einfach nicht so schön aus.
Abgesehen davon möchte ich auch nicht dauerhaft eine Kamera laufen haben, von der ich nicht genau nachvollziehen kann, welche Inhalte möglicherweise noch ungewollt mitgefilmt werden. Auch weiß ich nicht, wie sicher diese Box ist und ob es nicht doch möglich ist, den Kamera-Stream irgendwie abzugreifen. Dies sind allerdings nur meine Bedenken, ich möchte hiermit natürlich nicht anzweifeln, dass Govee alles dafür tut, dass diese Daten sicher behandelt werden und nur zu diesem Zwecke verwendet werden.
Positiv hierbei ist aber hervorzuheben, dass die Kamera, im Vergleich zu den anderen beiden Sync-Boxen, jeglichen Bildschirminhalt abfilmt und an die LED-Stripes weitergibt. Der Nachteil bei den Sync-Boxen ist nämlich, dass TV-Empfang über den Tuner des Fernsehers sowie Apps, die direkt auf dem Fernseher installiert sind, nicht abgefangen und an das Leuchtmittel weitergegeben werden können.
Philips Hue Sync Box 🥈
Kommen wir zur Philips Hue Sync Box: Die Sync Box macht eigentlich so gut wie alles richtig. Es besteht die Möglichkeit, bis zu vier HDMI Geräte ohne Qualitätsverlust zu verbinden und zwischen ihnen hin- und herzuschalten.
Ebenfalls kann man das System erweitern, um weitere Bereiche farblich abzudecken.
Das Größte Manko ist allerdings der Preis. Mit knapp 245€ (Stand 11/21) für die Sync Box, 45€ für die Hue Bridge und knapp 100€ für zwei Hue Play Bars, zahlt man am Ende mehr als für die beiden anderen Systeme zusammen.
Man bekommt einiges geboten von Philips, zahlt aber auch einiges dafür.
Lytmi Neo Sync Box 🏆
Last, but not least: Lytmi Neo Sync Box
Wie ihr vielleicht schon rauslesen konntet, ist die Lytmi Neo Sync Box mein heimlicher Favorit hier in diesem Ranking. Man bekommt viel geboten für vergleichsweise wenig Geld – muss sich aber auch über die Einschränkungen im Klaren sein: Ihr bekommt einen veralterten HDMI-Anschluss (1.4b). Bedeutet für euch ihr könnt immer nur ein Gerät anschließen. Des Weiteren profitiert ihr nicht von den schnellen Bildwiederholraten beispielsweise einer PlayStation 5. Denn die maximale Auflösung beträgt 4K@30Hz. Aaaaaaber….
„Probleme“ der Lytmi Box umgehen
Wie, nur ein HDMI Port?!
Also zunächst sollte erwähnt werden: Verwendet ihr die Lytmi Box im Zusammenspiel mit einem AV-Receiver, mit dem ihr eure HDMI-Geräte verbindet, ist das Problem mit dem einen HDMI-Port für euch sowieso nicht relevant. Die Sync-Box wird dann einfach zwischen AV-Receiver und TV angeschlossen und greift dort das Videosignal ab.
Schließt ihr eure Geräte direkt an den Fernseher an, so wird es sehr mühselig, jedes Mal das HDMI-Kabel umzustecken, um das richtige Endgerät anzuschließen. Abhilfe schaffen könnt ihr euch in dem Falle mit einer sogenannten HDMI Splitter Matrix (wie zum Beispiel diese). An dieses Gerät schließt ihr all eure Endgeräte an. Ist dies erledigt, schließt ihr euren Fernseher an den ersten HDMI Output. Die Lytmi Box schließt ihr an den zweiten Output an. Mit der mitgelieferten Fernbedienung könnt ihr dann zwischen den Eingängen wählen. Wichtig hierbei ist zu beachten, dass falls ihr Signale mit höheren Auflösungen als den unterstützten wiedergebt (z.B. 4K@60Hz) die Box vermutlich nichts wiedergeben wird.
4K@30Hz Problem umgehen
Dieser Tipp gilt sowohl für die jenigen, die eine HDMI-Matrix zwischen Fernseher und Endgerät geschaltet haben als auch für die, die einen AV-Receiver verwenden und Inhalte mit mehr als 30Hz bei UltraHD Auflösungen wiedergeben möchten. Habt ihr die oben genannte Matrix oder einge vergleichbare gekauft, achtet darauf, dass ihr den Downscaler-Kippschalter (rot/weißer Kippschalter) für den Lytmi-Output herunterdrückt/aktiviert. Damit wird das Signal für die Lytmi-Box auf 1080p herunterskaliert und die Box kann damit umgehen, während euer Fernseher weiterhin in voller Auflösung wiedergibt. Benutzt ihr einen AV-Receiver und habt das selbe Problem, könnt ihr euch mit diesem HDMI-Splitter behelfen. Hierbei wird das Kabel was vom AV-Receiver aus geht in den Input-Port des Splitters gesteckt. Von da aus verbindet ihr den Output 1 mit eurem Fernseher und den Output 2 mit der Lytmi Sync Box. Auch hier ist darauf zu achten, dass ihr den Downscaler-Kippschalter für den zweiten Output aktiviert.
Es ist geplant, dass Lytmi eine neue Box mit HDMI 2.0 Port herausbringen möchte. Das ist besonders interessant für den letzten Verwendungszweck, da der HDMI-Splitter dann in den meisten Fällen wegfällt. Wann diese Box kommt steht allerdings noch nicht fest.
Ich habe die Lytmi Neo Sync Box jetzt seit etwas über einem Monat im Einsatz und bin alles in allem sehr zufrieden. Ich hatte hier und da ein paar Schwierigkeiten was die Farbwiedergabe anging, allerdings ließen sich diese auf den HDMI-Splitter zurückführen. Nach einem Firmware-Update lief dann alles ohne Probleme.
Ihr habt Fragen zu den Produkten oder kennt noch andere Produkte? Schreibt gerne in die Kommentare! 🙂